08. Dezember 2021 Von Südwest Presse / Foto: Simon Schilling
In der Pandemie sind besonders viele Kinder von sexueller Gewalt betroffen. Studien zufolge sind in jeder Schulkasse ein bis zwei Kinder, die solcher Gewalt ausgesetzt sind. „Darum wollten wir gerade jetzt unbedingt präventiv etwas für die Kinder tun”, sagt Sonja Kroggel, die stellvertretende Leiterin des Kinderschutz-Zentrums in Ulm. In der Region hat der Kinderschutzbund Ulm/Neu-Ulm mit seinem Kinderschutz-Zentrum eine Beratungsstelle mit einem spezialisierten Angebot für Kinder geschaffen, die Missbrauch erfahren haben. Dorthin können sich Kinder, Angehörige oder Fachkräfte bei vermuteter oder erlebter sexueller Gewalt vertraulich wenden. Laut Kroggel ist in der Pandemie die Nachfrage nach Beratungsplätzen enorm gestiegen.
Die Ausstellung „Echt klasse!” warnt Kinder im Grundschulalter vor sexueller Gewalt
Die Ausstellung „Echt klasse!” ist Teil des Kinderschutz-Zentrums. Sie warnt Kinder im Grundschulalter vor sexueller Gewalt. Diese Ausstellung ist nun erstmalig an die Hans-Multscher-Grundschule und die Hans-Zulliger-Schule, eine Förderschule, ausgeliehen. Beide Schulen teilen sich einen Gebäudekomplex auf dem Eselsberg.
Für die Ausstellung an der Schule kooperiert das Kinderschutz-Zentrum mit Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern und Lehrkräften. Die Kinder besuchen die Ausstellung und kommen an Mitmachtafeln mit anderen Kindern und Erwachsenen ins Gespräch – über ihre Gefühle, eigene Grenzen, Nein-sagen, Hilfeholen. „Wir sind begeistert von dem Interesse und der Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeiterinnen und den Lehrerkollegien der beiden Schulen”, sagen Anna Heier und Noemi Edelkott, die Projektverantwortlichen des Kinderschutz-Zentrums.
Erwachsene sensibilisieren
Kinder vor Missbrauch zu schützen, bedeutet auch, die Erwachsenen zu sensibilisieren. Zum Projekt „Echt klasse!” gehört deshalb auch eine Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer und ein Abend für Eltern. Zum Elternabend in der Multscherschule kamen mehr als 40 Mütter und Väter. „Ich wusste gar nicht, dass ich so viel tun kann, um mein Kind vor Missbrauch zu schützen”, sagte eine Mutter am Ende der Veranstaltung. „Je mehr Eltern sich informieren, desto größer ist der Schutz für die Kinder”, unterstreicht Sonja Kroggel. Denn die Übergriffe finden meist in der Familie oder im Bekanntenkreis statt.